Asterix schlägt wieder in Aachen zu
Markus Krings hat es noch einmal gemacht: Ende Oktober erscheint der zweite „Asterix“ im feinsten Öcher Platt.
VON BERND BÜTTGENS
AACHEN. Manch einer hat damals, kurz vor der Veröffentlichung von Band 1, mit der tiefverwurzelten Aachener Skepsis milde gelächelt: „Schöne Idee, Markus, aber ob dat klappt? Asterix op Öcher Platt, naja, auf alle Fälle: Alles Jute, viel Erfolsch!“
Knapp zwei Jahre später sind nun alle schlauer, und nicht wenige Skeptiker von damals sagen heute: „Hab ich doch jesagt, dat wird ene Knaller!“ So flexibel sind die Öcher. Und deshalb freuen sich jetzt alle auf Band 2. Markus Krings, der virtuose Öcher-Platt-Kenner und -Interpret, hat es noch einmal gemacht. Das nächste Abenteuer des berühmtesten Galliers aller Zeiten, nämlich Uderzos kleinem, blitzgescheiten Krieger Asterix, ist ab dem 26. Oktober im Aachener Buchhandel zu bekommen.
„Asterix een Botsched“ (in Burtscheid!) heißt das quicklebendige Werk, die Vorlage ist ein großer Klassiker, den Asterix-Fans geradezu als genialen Streich von Zeichner Albert Uderzo und Texter René Goscinny weltweit feiern, nämlich „Asterix und der Avernerschild“.
„Der Verlag Egmont-Ehapa war nach dem Erfolg unseres Öcher Debüts sofort dabei, als ich nach einer Fortsetzung gefragt habe“, strahlt Krings, im Brotberuf Lehrer am Gymnasium St. Ursula, Leiter der dortigen Öcher-Platt-AG und promovierter Biologe. Unterstützt vom Verein Thouet-Mundartpreis, von einer Handvoll versierter Öcher-Platt-Spezialisten, vorneweg von seiner Mutter Anne und von Ulli Wollgarten, hat Krings das nächste Öcher- Platt-Spektakel für Asterix-und-Obelix-Fans aus dem Hut gezaubert. „Wir waren so begeistert von der Ursprungsidee, dass wir als Verein gerne bei der Finanzierung des ersten Bandes geholfen haben“, erinnert sich der Mundartpreis-Vorsitzende Ägid Lennartz an den Start des Projekts. „Und wir waren hin und weg, welchen Erfolg der Öcher Asterix hatte. Er ist ein Segen für das Öcher Platt.“ 6500 Exemplare des Debüt-Comics „Asterix d‘r Jallier“ gingen schnell über die Ladentheke, zwei Auflagen sind vergriffen, bei E-Bay werden bis zu 100 Euro für das Heft aufgerufen – und gezahlt.
Nun also Band 2. „Ich hatte bei den Vorlagen freie Wahl“, berichtet Krings von den Gesprächen mit dem in Comic-Fragen hoch angesehenen Egmont-Ehapa-Verlag. Die Spielregeln waren dem Öcher Autoren bekannt: An den Bildern von Uderzo, an deren Abfolge wird nichts verändert, der Text in den Sprechblasen gehört dem Dialekt- Übersetzer, sie müssen allerdings sinnwahrend gefüllt werden.
Die perfekte Vorlage
Der Avernerschild scheint die perfekte Vorlage für Asterix-Fan Krings gewesen zu sein. Eine Ideen-Explosion hat ihn bei seiner Übersetzungsarbeit in den Weihnachtsferien 22/23 begleitet. Du laachs dich kapott, würde man salopp sagen wollen, wenn man durch das Abenteuer blättert, und Wetten darauf abschließen, dass das nur unter dem zauberhaften Einfluss des veritablen Merakelschabaus, wie der legendäre Zaubertrank des Miraculix im Öcher Deutsch heißt, geschehen konnte.
Der größte Coup: die Wahl der Spielorte. Im Original muss der Gallier-Häuptling, d‘r Bas Majestix, deä va sing Lü op ene aue Scheld dörch et Dörp jedraage weäd, in Kur. Zu viel gefeiert! Was liegt also näher, als ihn nach Burtscheid zu bringen? Die heißen Quellen warten.
Und Asterix, d‘r luese klenge Keäl, und Obelix, singe bejste Frönd, begleiten den Chef. Es kommt, wie es kommen muss: Die beiden können sich nicht benehmen, et jet Rüüse met de Rüemer, Mullerejj, Klopperejj, vööl Hantiir – auf alle Fälle schaltet sich Kniiskopp Cäsar in Rom ein und plant einen Triumphzug durch Burtscheid. Und zwar will er sich auf dem Avernerschild tragen lassen, den ihm einst der große Gallierfürst Vercingetorix bei Gergovia (in der Öcher Version beij Fooesch, also bei Forst) als Anerkenntnis seiner Niederlage vor die Füße, jenauer vöör d’r Latz jepaft hat.
Aber wo ist der Schild? Nicht zu finden! Auch nicht in der Schatzkammer, in der nur d’r Jesus sing Fiesche, et Mari hör Kleäd än d‘r Johannes singe Hoddel zu finden sind, aber eben kein Schild. Die Jagd nach dem Schild beginnt, die Römer suchen, Asterix und Obelix suchen, von Dorf zu Dorf, va Botsched nohjen Süesch (in der Soers gibt es ein großes Wagenrennen), es ist ein wirklich rasantes Abenteuer mit höchstem Unterhaltungswert.
Und ganz viele Römer und Gallier bekommen herrliche Namen, bekannte und auch weniger bekannte Öcher Menschen finden sich wieder, Krou än Hotvollee, es ist ein großer Spaß für Platt-Liebhaber jeder Art.
„Tatsächlich hat mir diese Arbeit noch mehr Freiheiten beschert als bei der Premiere mit dem doch eher ruhigen Einstiegsband, der aber perfekt war, um die Figuren einzuführen und den passenden Ton zu finden“, sagt Krings.
Dass die Arbeiten von Markus Krings in einer beachtlichen Nachfolge großer Öcher-Platt- Dichter und -kenner wie der zuletzt verstorbenen Hein Engelhardt, Manfred Birmans, Karl Allgaier oder Richard Wollgarten entstanden ist, ist besonders zu betonen.
Die Arbeit ist zutiefst sorgfältig, alleine die Einheitlichkeit in der Schreibweise zu kontrollieren, brauchte in der Schlussredaktion viele Wochen. „Es geht darum, die Schönheit der Sprache zu bewahren und weiterzugeben“, sagt Markus Krings, selbst mit dem Thouet-Mundartpreis ausgezeichnet. „Das Öcher Platt ist eine reiche und ausdrucksstarke Sprache, facettenreich und sehr tiefgründig.“ Das wollen er und seine Mitmacher weitergeben – auf eine herrlich unterhaltsame Weise.